Umfrage Pflegepersonal möchte digitale Technologien nutzen

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Pflegekräfte sind sehr offen für die Nutzung neuer digitaler Technologien. Zu diesem Ergebnis kommt eine AgeTech-Umfrage von Nobi Smart Care Lamps zur Sturzerkennung und Sturzprävention in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen.

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Stürze sind ein großes Problem bei älteren Menschen und führen häufig zu einer deutlichen Verschlechterung der allgemeinen Gesundheitssituation. Digitale Technologien können in der Pflege bei Sturzerkennung und Sturzprävention unterstützen. – © Parradee (stock.adobe.com)

Entgegen der Meinung, dass Pflegekräfte neue Technologien eher ablehnen, zeigt eine Umfrage unter Pflegepersonal genau das Gegenteil. Mehr als 90 Prozent der Befragten sehen in den neuen Technologien v.a. Chancen,

  • den Arbeitsalltag zu erleichtern und
  • gleichzeitig die Pflegequalität zu verbessen.

Bisher werden diese innovativen Lösungen in der Pflege noch wenig genutzt. Was sind die Gründe dafür? Können digitale Produkte und KI-gesteuerte Anwendungen unsere Pflege aus der Krise retten?

Versorgungslücke in der Pflege steigt

Durch die Alterung der Gesellschaft werden immer mehr Menschen pflegebedürftig. Schon heute fehlen circa 200.000 Pflegekräfte. Bis zum Jahr 2030 wird diese Versorgungslücke mit voraussichtlich 500.000 fehlenden Pflegekräften noch deutlich gravierender (Pflegereport 2030). Betreiber stehen vor der Herausforderung, Personal zu halten und weitere Menschen für den Pflegeberuf zu gewinnen. Allein dadurch kann der Bedarf aber nicht gedeckt werden. Wie in anderen Branchen auch, setzen Experten große Hoffnung auf Unterstützung durch Digitalisierung.

Digitale Technologien unterstützen

„Wir haben ein hohes Potenzial für digitale Technologien, die durch den Personalmangel entstandene Lücke zu schließen und die Pflegenden, die nach wie vor in der Versorgung tätig sind, in ihren Aufgaben zu unterstützen,“ bestätigt Dr. Kathrin Seibert, Universität Bremen, Institut für Public Health und Pflegeforschung (IPP) bei der Podiumsdiskussion „Rettet künstliche Intelligenz unsere Pflege?“ am 9. Mai 2023 im Haus der Zukunft in Berlin.

Entlastung in der Pflege durch digitale Technologien

Auch die in der Pflege Beschäftigten hoffen auf Entlastung durch digitale Technologien: 96 Prozent der Befragten der AgeTech Studie von Nobi Smart Lamps glauben, dass digitale Hilfsmittel in Zukunft eine wichtige oder sogar sehr wichtige Rolle spielen werden. 94 Prozent sind gerne bereit, diese Techniken in ihren Arbeitsalltag zu integrieren.

Bei digitalen Hilfsmitteln ist dem Pflegepersonal Zuverlässigkeit und einfache Bedienbarkeit wichtig. Die Erwartungen sind hoch: Digitale Technologien sollen den Arbeitsalltag entlasten und die Versorgungsqualität verbessern.

Digitale Technologien in der Praxis noch wenig genutzt

Bis jetzt profitieren Pflegerinnen und Pfleger jedoch kaum von Arbeitserleichterungen durch den Einsatz von digitalen Technologien. Wie die AgeTech-Umfrage aus 2023 zeigt, werden digitale Lösungen im pflegerischen Alltag bisher noch selten eingesetzt. Fast ein Drittel aller Befragten hatte noch nicht die Gelegenheit, Erfahrung damit zu sammeln.

Deshalb wundere es auch nicht, dass die Befragten die digitale Ausstattung ihrer Arbeitsstätten als unzureichend empfinden. Zwei von drei Pflegekräften denken, dass ihre Einrichtung digital nicht gut ausgestattet ist. Ähnliches gilt für die Qualität der W-Lan-Verbindung. Nur 22 Prozent verfügen über gutes W-Lan in allen Räumen. Die technischen Mindestanforderungen sind also häufig nicht gegeben.

Wie ist die aktuelle Situation in den Pflegeeinrichtungen?

Laufend neue digitale Pflegeprodukte, ein intransparenter Markt, wenige Anwendungsfälle. So lässt sich die aktuelle Situation beschreiben. Insgesamt herrscht großer Informationsbedarf und es fehlt an Erfahrung,

  • inwiefern digitale Lösungen, wie etwa Sensoren- und Überwachungssysteme, tatsächlich die tägliche Arbeit erleichtern,
  • Zeitersparnis sowie
  • zusätzliche Sicherheit bringen.

Dieses Dilemma zeige sich auch beim Thema „Stürze“. Stürze sind ein großes Problem bei älteren Menschen und führen häufig zu einer deutlichen Verschlechterung der allgemeinen Gesundheitssituation. Deshalb schätzen auch fast 80 Prozent der Befragten diesen Bereich als relevant bei ihren Patientinnen und Patienten ein.

  • Zwar haben schon 45 Prozent der Pflegekräfte von Systemen zur Sturzprävention und Sturzerkennung gehört,
  • aber nur zwölf Prozent arbeiten bereits damit.

Bewertung digitaler Tools zur Sturzerkennung bzw. Sturzprävention

Für die Zukunft bestehe großes Interesse an Systemen zur Sturzerkennung: 90 Prozent aller Befragten bewerten ein digitales Tool, das eine schnelle Reaktion des Pflegepersonals nach Stürzen ermöglicht,

  • als „nützlich“ (28 Prozent) oder
  • sogar „sehr nützlich“ (61 Prozent).

Ein Tool, das hilft, Stürze zu vermeiden, wird

  • von 56 Prozent als „sehr nützlich“ und
  • von 26 Prozent als „nützlich“

eingestuft.

Digitale Technologien sollen Pflegekräfte unterstützen

In der Pflege werden digitale Technologien heute hauptsächlich in der Verwaltung genutzt. Bei den konkreten pflegerischen Aufgaben (iGES2020) kommen sie selten zum Einsatz und praktische Erfahrungen mit einer wirklichen Entlastung fehlen noch. Das muss sich in Zukunft ändern, wenn weiterhin eine qualitativ hochwertige Pflege für alle bereitgestellt werden soll. Dabei geht es nicht darum, Pflegekräfte zu ersetzen oder Jobs wegzurationalisieren. Vielmehr sollen professionell Pflegende und auch pflegende Angehörige bei ihren Aufgaben unterstützt und entlastet werden.

Expertinnen und Experten zu digitaler Technologie in der Pflege

Wo verlässliche Information und praktische Erfahrung fehlen, herrscht Unsicherheit. Viel ist möglich – aber was ist richtig? „Es braucht definitiv mehr Information, mehr Aufklärung. Und dieses kann uns nur gelingen, wenn wir alle Interessensvertreter und alle Stakeholder an einen Tisch holen, um wirklich alle Zielgruppen gut aufklären zu können“, forderte Menia Ettrich vom Spitzenverband digitale Gesundheitsversorgung anlässlich der Podiumsdiskussion im Haus der Zukunft.

Bei der Aufklärung darf es jedoch nicht bleiben. Technologien werden sich erst durchsetzen, wenn die Betroffenen sie im Alltag ausprobieren können. Die Pflegewissenschaftlerin Dr. Kathrin Seibert appellierte daher an die Hersteller: „Bringt Entwicklung raus aus den Laboren und rein in die Praxis. Pflegende, die Technologien erfahren und den Nutzen in der Versorgung der Praxis spüren, sind absolut offen für die Anwendung von digitalen Technologien. Das Gleiche gilt auch für Menschen mit Pflegebedarf und ihre Angehörigen. Sie müssen verfügbare technologische Angebote kennen und selbst erleben können.“

Große Herausforderungen, aber auch viele Chancen warten also auf Politik, Pflegeheimbetreiber und Pflegepersonal. Denn „Digitalisierung in der Pflege ist mehr als nur die Elektrifizierung von Papier oder Prozessen. Digitalisierung stellt auch stets den Status Quo auf allen Qualitäts-Ebenen in Frage“, betonte Sascha Saßen, Bereichsleitung ZQM bei Korian.

Quellen

Pflegereport 2030, Die Versorgungslücke in der Pflege wächst, https://www.bertelsmann-stiftung.de [28.09.2023]

iGES 2020, Technikeinsatz in der Pflege, https://www.iges.com/kunden/gesundheit/forschungsergebnisse/2020/technik-in-der-pflege/index_ger.html [28.09.2023]

Kontakt zur Autorin

Vera Led, Leitung DACH Nobi Smart Lamps, Kontakt: vera.led@nobi.life